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Andere Länder, andere Sitten: Besonders für Reisende aus dem Westen sind die Gepflogenheiten und Gebräuche Asiens häufig unvertraut. Doch wie kann der Urlauber beispielsweise in der Mongolei es vermeiden, ins Fettnäpfchen zu treten und unangenehm aufzufallen? Im Folgenden soll daher auf das Thema „Namen und Anrede in der Mongolei“ ein wenig näher eingegangen werden.
Die Einwohner reden sich hierbei mit dem Vornamen an – je nach Situation fügt man hierbei auch ein „guaj“ hinzu, was sowohl „Herr“ als auch „Frau“ bedeutet. Will man besonders höflich sein, spricht man sein männliches Gegenüber mit „Noyen“ an, dies entspricht dem höflichen „Sir“, die Frauen mit „Hatagtai“, was in etwa der Anrede „Madam“ entspricht. Es ist eine höflichere und gesteigerte Form der normalen mongolischen Anrede. Doktoren werden übrigens mit ihrem Titel „Emch“ angeredet! War früher die Anrede „nohor“ (Genosse) noch gebräuchlich, wird diese Form der Anrede mittlerweile kaum mehr verwendet.
Auch der Altersunterschied spielt bei der Anrede eine Rolle. Beispielsweise reden ältere Personen ihre jüngeren Gegenüber mit „tschi“ (du) an, häufig auch in Verbindung mit „minij chüü“, was „mein Sohn“ bedeutet oder mit „minij chüüchen“, was für „meine Tochter“ steht. Dies ist durchaus eine Bekundung von Sympathie.
Sind die Gesprächspersonen gleichaltrig oder von ähnlichem Rang, reden sie sich untereinander entweder mit ihrem Rufnamen und einem nachgestellten „guaj“ an oder mit „tschi“. Letztere Form der Anrede setzt allerdings schon eine nähere Bekanntschaft voraus.
Jüngere Personen hingegen sollte ältere oder höherrangige Gegenüber stets mit „Ta“ (Sie) anreden. Auch die mongolischen Kinder siezen ihre Eltern auf diese Weise.
Die große Besonderheit zuerst: Mongolen kennen und benutzen keine Familiennamen. Der mongolische Name besteht aus zwei Bestandsteilen: dem eigentlichen Namen („ner“) sowie dem Namen des Vaters („ovog“). An diesen wird mitunter ein Genitivsuffix angehängt oder zwecks einer besseren Unterscheidung die gesamten Vatersnamen des jeweiligen Trägers benutzt.
Mongolische Namen haben stets einen wichtigen symbolischen Charakter. Die Namensgebung erfolgt durch die Eltern oder auch durch ein angesehenes Familienmitglied. Ein Name mit verheißungsvoller Bedeutung soll dem Kind Glück bringen und ihm in seiner Entwicklung weiterhelfen. So wird beispielsweise von einem prominenten Schamanen berichtet, der im Traum eine große Zukunft für seinen Enkelsohn sah und ihn daher „Möngke“ (ewig) nannte, um dieser Prophezeiung auch gerecht zu werden. Heute geben die meisten Eltern ihren Kindern einen aus zwei Substantiven oder Adjektiven bestehenden Namen. Typisch hierfür sind beispielsweise Eigenschaften wie heldenhaft oder stark bei den Jungen, für Mädchen hingegen gibt es eher Namen, die Schönheit, Reinheit und Sanftmut ausdrücken. So deuten beispielsweise Namen wie „nar“ (Sonne) oder „zezeg“ (Blume) auf eine weibliche Namensträgerin hin, „tschuluun“ (Stein) oder „baatar“ (Held) wird hingegen eher für Männer verwendet. Im 20. Jahrhundert war es eine Zeit lang auch in Mode, seinen Kindern typisch russische Namen wie Sasha oder Alexander zu geben. Dies sollte die Treue des Satellitenstaates zu der UdSSR ausdrücken.
Mittlerweile wenden sich die Eltern bei der Namensgebung aber wieder althergebrachten Traditionen zu. So werden die Jungen beispielsweise wieder „Gansükh“ (Stahl-Axt) oder „Chuluunbold“ (Stein-Stahl) genannt. Mädchen hingegen werden eher „Tsetsegmaa“ (Blume) oder „Enkh“ (Frieden) gerufen.
Häufig lassen sich die mongolischen Namen übrigens auf die tibetische Sprache zurückführen. Hierbei haben sich die jeweiligen Traditionen bei der Namensgebung im Laufe der Zeit immer wieder verändert. In einer ersten Periode wurden beispielsweise die traditionellen mongolischen Namen durch die tibetischen ersetzt. In der darauf folgenden Zeit nach der Revolution war dies genau umgekehrt und die Mongolen mussten nach der Revolution 1921 ihre tibetischen Namen aufgeben. Seit den 1990er Jahren ist allerdings wieder eine Rückkehr zu den alten Namen zu beobachten.
Dadurch kommt auch wieder die alte Sitte, sein Kind durch die Namensgebung vor bösen Geistern zu schützen, wieder zur Anwendung. Nach dem buddhistischen Glauben sind bei der Geburt eines Kindes böse Geister bestrebt, größtmöglichen Einfluss auf die Seele des Neugeborenen zu erlangen. Daher verwirren die Eltern diese bösen Geister, indem sie ihrem Kind einen "unattraktiven" Namen geben, wie beispielsweise „Chünbisch“ (das ist kein Mensch) oder „Muuochin“ (schlechtes Mädchen). Der Geisterglaube ist in den letzten Jahren zwar stark zurückgegangen, doch auch heute noch werden solche Namen immer noch vergeben.